10.08.2018
Klaus Steack – Sand fürs Getriebe – Stets Unterwegs in Sachen Kunst und Politik

Heute am 5. August 2018, noch immer steht die Hitzewelle über Hamburg, schreibe ich eine Rezension seiner letzten Ausstellung «Sand fürs Getriebe» im Folkwang Museum 2018 in Essen. Die Saarbrücker Zeitung veröffentlicht die Schlagzeile: «Ex-Akademie-Präsident Klaus Steack lehnt Wagenknechts „Sammlungsbewegung scharf ab.“ Im Beitrag aus Berlin / Saarbrücken. (ots) heißt es dann – Der Heidelberger Künstler und langjährige Präsident der Akademie der Künste, Klaus Steack (80), hat die am Sonnabend gestartete sogenannte Sammlungsbewegung „Aufstehen“ der Links-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht scharf kritisiert. Der „Saarbrücker Zeitung“ (Montagsausgabe v. 6. August 2018) sagte Staeck, die Aktion ziele auf unzufriedene SPD-Mitglieder und sei ein „Frontalangriff vor allem gegen die Sozialdemokratie“. Steack selbst gehört der SPD an. Er traue Sahra Wagenknecht „am wenigsten ehrliche Absichten“ zu. Das Ganze sei eine mediale Inszenierung mit hohem Selbstdarstellungspotenzial für die Initiatoren. „Hier sind republikbekannte linke Spieler am Werk.“ Auch fühle er sich an die „Komitees für Gerechtigkeit“ in Ostdeutschland Anfang der 1990er Jahre erinnert. „Das lief alles auf die PDS hinaus.“ Für eine linke Mehrheit in Deutschland nutze es zudem nichts, das eigene Lager „immer nur neu zu sortieren, mit immer neuen Parteien und immer neuen Sammlungsbewegungen“. Angesichts des Erstarkens der Rechten sei es derzeit zudem viel notweniger die demokratischen Parteien zu stärken als sie noch weiter zu demontieren. „Mit Bewegungen sind wir in der deutschen Geschichte schon genug gestraft“, sagte Steack.» So ist im wahrsten Sinne Steack immer in Sachen Kunst und Politik im Gespräch.

In den 70er Jahren hatte Klaus Steack in der Galerie Renate Kammer in der Hamburger Magdalenenstraße (Pöseldorf - heute am Münzplatz) seine erste Ausstellung in der Stadt. Für die Szene – eine Monatszeitung die über Kunst, Essen und Trinken, Theater und Musik – schrieb ich darüber. So lernte ich Klaus Steack und seine politische Plakat- und Postkartenkunst kennen. Besonders das ironisches Plakat: «Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen» fand meinen Beifall.

Seit Anfang der 70er Jahre arbeitet Klaus Steack im Bereich der Politiksatire und steht, das sagt er, in der Tradition von John Heartfield. Der Meister der Fotomontagetechnik John Heartfield – eigentlich Helmut Herzfeld, am 19.Juni in Schmargendorf geboren, starb am 25. April 1968 in Berlin/DDR war zeitlebens Kommunist, was heute immer leicht vergessen wird.

Bundesweit bekannt wurde Klaus Steack am 30.März1976. An diesem Tag zerriss der CDU-Politiker Philipp Jenninger in der Parlamentarischen Gesellschaft in Bonn das dort aufgehängte Plakat mit dem Titel: «Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält.» CDU Politiker Jenninger wurde trotz des Eklats von 1982 - 1984 in der Regierung Helmut Kohl Staatsminister im Bundeskanzleramtes, dann nach dem Rücktritt von Rainer Barzels zum Präsidenten des Deutschen Bundestages gewählt. Wegen seiner verunglückten Rede zum 50. Jahresgedenken der Novemberpogrome 1938 am 10. November 1988 musste er einen Tag später zurücktreten.

Der CDU-Mann Jenninger fiel weich: von 1991 bis 1995 war er Botschafter in Österreich, danach bis 1997 BRD-Botschafter beim Heiligen Stuhl.

Leider hat Klaus Steack zu Phillip Jenninger, weder eine Postkarte oder Plakat wo er das Thema aufgreift, entworfen.
khw


Klaus Staeck – Sand fürs Getriebe

Herausgegen vom Museum Folgwang, Essen
Mit Texten von Tobias Burg, René Grohnert,
Gerhard Steidl und Stephane Vogel
224 Seiten – zahlreich sw u. farbige Abbildung
Edition Folkwang/ Steidl 2018 – 20,00 EUR