09.08.2018
MADELEINE ALBRIGHT: FASCHISMUS – EINE WARNUNG

Mit 81 Jahren hätte sich Madeleine Albright, nach einer diplomatischen Karriere und einem Halbdutzend Büchern, zur Ruhe setzen können. Aber das ist nicht ihr Stil. Als Mitglied der Demokratischen Partei prägte sie ab den 70er Jahre die Innen- wie Außenpolitik der USA. Zuerst arbeitete sie im Nationalen Sicherheitsrat der Vereinigten Staaten, wurde dann ab 1993 Botschafterin bei der UNO in New York. Ihre Kariere in der Außenpolitik begann ab 1997 bis 2001 als Außenministerin in der Regierung des Demokratischen Präsidenten Bill Clinton.

Noch heute denkt die Frau global - sie kümmert sich um die Konflikte im Nahen Osten, die Themen wie Russland nach dem Ende der Sowjetunion oder das Atomprogramm der KDVR.

In Prag wurde sie 1937 als Marie Jana Korbelová geboren. Mit ihrer Familie emigrierte sie 1948 mit der SS «America» der United States Lines von Le Havre nach New York, wurde US-Bürgerin. Seit ihrem Ausscheiden aus der US-Administration war sie als Universitätsdozentin tätig, leitet in Washington DC eine Consultingfirma.
Warum Madeleine Albright dieses Buch schrieb nennt sie:«…offen gesagt, Donald Trump. Wenn wir uns den Faschismus als eine alte, fast verheilte Wunde vorstellen, bedeutete Trumps Amtsantritt im Weißen Haus, den Verband herunterzureißen und am Schorf zu kratzen.

Für die politische Klasse Washingtons – Republikaner, Demokraten und Unabhängige gleichermaßen – war die Wahl Trumps derart bestürzend, dass ein Komiker in einem alten Stummfilm in einem solchen Fall seinen Hut mit den Händen packt und ihn über beide Ohren gezogen hätte, wonach er abrupt hochgesprungen und geradewegs auf dem Hintern gelandet wäre. Die Vereinigten Staaten hatten auch früher schon Präsidenten mit Fehlern; genau genommen wir hatten nie andere, aber hatten in neuerer Zeit noch nie einen Regierungschef, dessen Äußerungen und Handlungen so sehr allen demokratischen Idealen spotteten.

Von Beginn seines Wahlkampfs an bis zum Einzug ins Oval Office hat Donald Trump sich verächtlich über die Institutionen und Prinzipien geäußert, die die Grundlage einer offenen, transparenten Regierung darstellen. Dabei würdigte er den politischen Diskurs in den Vereinigten Staaten systematisch herab, offenbarte eine erstaunliche Missachtung von Fakten, beleidigte seine Amtsvorgänger und drohte damit seine Gegenkandidatin «einsperren» zu lassen. Er schikanierte Mitglieder seiner eigenen Regierung, verunglimpfte Journalisten angesehener Medien als «Feinde des amerikanischen Volkes», verbreitete Unwahrheiten über die Zuverlässigkeit des Wahlverfahrens in den USA, propagierte gedankenlos eine nationalistische Wirtschafts- und Handelspolitik, diffamierte Einwanderer und deren Herkunftsländer und zeigt gegenüber den Anhängern einer Weltregion eine paranoide Bornierheit.»

Wenn Madeleine Albright heute die Situation der Staaten vor 1930 richtig sieht und schildert, gelingt ihr das nicht ab 1931 mit Spanien, dem mit Rücktritt von König Alfonso XIII, dem Beginn der Spanischen Republik, Franco, Hitler und Mussolini und Stalin. Das hier auch Schuld auf Frankreich und England liegt, klammert sie aus. Wladimir Putin bleibt für sie der Mann des KGB. Auch zum Thema Syrien gibt es Passagen im Buch. Erst am Schluss auf Seite 297 des Buches bekennt sie: «Jedes Buch ist das Produkt eines Teams, und nachdem wir schon reichlich Erfahrung gesammelt haben, ist unsere Truppe inzwischen sehr routiniert.» Und das merkt man.
khw


MADELEINE ALBRIGHT: FASCHISMUS – EINE WARNUNG

DuMont Buchverlag, Köln 2018
Übersetzung: Bernhard Jendricke u. Thomas Wollermann Druck-Reif
319 Seiten – 24,00 EUR