27.08.2018
Günther Potschien / Gabriele Schreib: Der Fall Barschel
Unveröffentlichte Interna – der Wahrheit einen bedeutenden Schritt näher

Die 11. Landtagswahl in Schleswig-Holstein fand am 13. September 1987 statt. Wie bereits bei der Wahl 1983 war Ministerpräsident Uwe Barschel der Spitzenkandidat der CDU, für die SPD war es erneut der Fraktionschef und Oppositionsführer Björn Engholm.

Einen Tag vor der Landtagswahl wurde bekannt, dass «Der Spiegel» in seiner am Montag nach der erscheinenden Ausgabe über eine Verleumdungskampagne gegen Barschels Herausforderer Engholm berichten werde. Initiiert hatte die Kampagne der CDU Ministerpräsident Uwe Barschel. Das Magazin aus Hamburg stützte sich dabei auf Informationen des wegen Verleumdung vorbestraften Reiner Pfeiffer, der Ende 1986 vom Axel-Springer-Verlag als Medienreferent an die Kieler von der CDU geführten Landesregierung vermittelt worden war.

Bei der Wahl am 13. September 1997 verlor die CDU ihre Mehrheit hatte, nur noch 42,6 %, die SPD kam auf 45,2%, die FDP auf 5,2% und die dänische Minderheit der SSW auf 3,9%. Von den 74 Sitzen im Kieler Landtag bekam die SPD 36, die FDP 4, der SSW 1 und die CDU 33.

Aus der Barschel-Pfeiffer Affäre entwickelte sich ein Skandal. Am 18. September 1987 erklärte Uwe Barschel auf einer Pressekonferenz im Kieler Landes: «Über diese Ihnen gleich vorzulegende eidesstattlichen Versicherung hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holstein und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort – ich wiederhole: Ich gebe mein Ehrenwort – dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.» Leider waren sie es nicht. Wegen der ungeklärten Affäre wurden die Koalitionsverhandlungen von CDU und FDP zu Sondierungsgesprächen herabgestuft. Auf den zunehmenden Druck der Partei auf Barschel trat dieser schließlich am 2. Oktober 1987 als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein zurück. Der SPD Ministerpräsident Björn Engholm wurde einige Jahr später im Zusammenhang mit der Schulbladenaffäre 1993 selbst der Unwahrheit überführt und musste zurücktreten.

Am 11. Oktober 1987, einen Tag bevor Uwe Barschel im Untersuchungsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages aussagen soll, finden der Stern-Reporter Sebastian Knauer und der Fotograf Hanns-Jörg Anders um 12 Uhr 43 den Ex-Ministerpräsidenten im Genfer «Hotel Beau-Rivage» im Zimmer 317. Uwe Barschel liegt tot aber vollständig bekleidet, wie es die Fotos von Anders zeigen, in der Badewanne.

Nach offiziellen Ermittlungen und Veröffentlichungen in der Schweiz und hierzulande soll Uwe Barschel durch Suizid zu Tode gekommen sein. Einige Todesumstände, wie das Verabreichen von Medikamenten wie Begleitumstände sind bis heute offiziell nicht geklärt, somit sind alle Ermittlungsergebnisse noch immer umstritten.

Der Autor, CDU-Mitarbeiter im Landtag von Schleswig-Holstein vom 1. September 1973 bis zum 15. Mai 1979 kann nichts zur Aufklärung der Affäre beitragen. Dafür liefert G. Potschien ein Persönlichkeitsbild von Uwe Barschel und einen Hintergrund über die CDU in Schleswig-Holstein von 1973 - 1979.
khw


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