18.07.2018
Frederik Weinert: Die Sprache der Rechten – Wie wir täglich manipuliert werden

In der Einleitung schreibt Frederik Weinert: «Egal ob Ex-Politiker oder die Lehrerin vom Lande: Wenn es ums Thema Migration geht, kann jeder mitreden. Deutschland schafft sich ab, fabuliert der eine, «Deutschland außer Rand und Band», krakeelt die andere. Wer die Asylantenkeule auspackt, ist Deutschlands neuer Superstar. Vor 1945 war das noch Adolf Hitler, dessen Reich, das sogenannte Dritte, dann doch sang und klanglos unterging. Doch von wegen: Noch immer feiern die Reichsbürger – auch 2018 – ein Comeback, aber Nazi, das wollen auch sie nicht genannt werden. «Deutschland unser». Erhlingt es heute noch immer gebetsmühlenartig an vielen heimatlichen Stammtischen. Das wird man doch wohl sagen dürfen – oder doch nicht?»

Und weiter schreibt er: «Der Absatz oben enthält viel Ironie. Vielleicht zu viel Ironie, aber ich erlaube mir das. Ich möchte Ihnen zeigen, wie gefährlich das Terrain ist. Wir lachen nämlich gerne über die teils bösen Nazi-Witze in der heute show. Und wenn der Ethno-Comedian Bülent Ceylan live auf der Bühne Adolf Hitler imitiert, grölt das Publikum begeistert. Doch irgendwo hört der Spaß auf. Rechtspopulisten posten ausländerfeindliche Bilder auf Facebook - und unser hilfsbereiter Nachbar von nebenan findet das auch noch gut Bilder von sinkenden Flüchtlingsbooten schwarze Kinder, die den Muttertag mit einer Schimpansin feiern, und gelbe Küken, die ein schwarzes Küken aus der Stadt jagen: Schrill und bunt muss es sein. Und ohne darüber nachzudenken, drücken wir auf den „Like-Button“. Unser Land ist seit der Flüchtlingskrise 2015 tief gespalten. Die Rechten erstarken, und auch der Antisemitismus nimmt wieder zu. Nicht nur in Österreich, sondern vor allem auch in Deutschland. Doch nicht immer sind es die einheimischen Rechten, die ein Problem mit den Juden haben. Der islamistisch motivierte Antisemitismus stellt unser Land ebenfalls vor große Herausforderungen. „Entzug des Bleiberechts für antisemitische Migranten gefordert“, titelte die Jüdische Allgemeine am 9. April 2018. Die Lage ist verquer - macht aber die Bandbreite deutlich.»

Der Autor Dr. Frederik Weinert hat Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität in Passau studiert und promoviert. Das Buch ist von seiner Dissertation mit dem Titel «Mit Hitler zum Medienskandal: Skandal oder Skandalisierung?»

In sieben Kapiteln yon: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? “Angela Hitler“ und ihre Reichsbürger, “Das rechte Commingout“, bis Mensch ärgere dich nicht (Kettenbriefe, Nazi-Slang und schrecklich braune Bosheiten) zeigt er auf, wie die Rechten versuchen ihre braunen Bosheiten unters Volk zu bringen.

NPD + AfD = ? Vor vielen Jahren - lange bevor es die AfD gab - war die NPD, die Nationaldemokratische Partei Deutschlands, das Schreckgespenst der deutschen Demokratie. Zumindest im Osten. Es erschienen Lehrbücher, die vor der ach so modernen NPD warnten. Ja, vor einigen Jahren galt es noch als innovativ, Tonträger mit rechter Musik zu verteilen.

Im Jahr 2018 ist die NPD quasi tot. Vor rund zehn Jahren hatte sie noch Granaten wie Udo Voigt, Udo Pastors und Holger Apfel am Start. Das waren durchtriebene Menschenverführer. Zwar gibt es die NPD auch heute noch, doch wer interessiert sich schon für sie? Die Antwort ist einfach und dennoch skurril: die AfD.

Wer rechts denkt und klug ist, wählt mittlerweile die AfD und nicht mehr die NPD. Nun heißen die AfD Galionsfiguren Prof. Dr. Jörg Meuthen, Dr. Alexander Gauland, Dr. Alice Weidel, Beatrix von Storch - man strahlt ja Bürgerlichkeit aus. Ein Großteil der AfD Mitglieder hatte einmal ihre politische Heimat wie ihren politischen Start in der christlichen CDU. Wie lang der Run zur AfD anhält weiß man nicht - jedenfalls wildert die AfD weiterhin im Revier der CDU/CSU. Der Band «Die Sprache der Rechten» ist ein Kompendium, das sachdienliche Hinweise zum Rechten Spuk, ob im Internet oder als Graffiti, dem Leser gibt.
khw


Frederik Weinert: Die Sprache der Rechten
Wie wir täglich manipuliert werden

Tectum Verlag
ein Verlag in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2018
325 Seiten - 19,95 EUR