18.07.2018
Franz Walter: Die SPD – Biographie einer Partei

Der Politikwissenschaftler Franz wurde am 2. März 1956 in Steinheim, Nordrhein-Westfalen geboren, studierte Geschichte und Sozialwissenschaften an der FU Berlin, legte sein Staatsexamen 1982 an der Universität Bielefeld ab. Ab 1985 ist er Stipendiat an der Friedrich-Ebert-Stiftung der Universität in Göttingen, promoviert mit der Dissertation «Großstadtkritik, nationale Romantik und revolutionärer Mythos» zum Doktor der Sozialwissenschaften. Nach Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der «Historischen Kommission zu Berlin» kehrte er 1988 nach Göttingen zurück. Hier habilitierte er sich und wurde im Jahr 2000 zum außerordentlichen Professor für Politikwissenschaft bestellt, zwei Jahre später zum ordentlichen Professor berufen.

Walter leitete von 2009 bis September 2017 das «Göttinger Institut für Demokratieforschung» in der Villa Stich. Zusammenmit seinem Kollegen Peter Lösche prägte er die Göttinger Schule der Parteienforschung. Im Mittelpunkt seiner Forschung stand zunächst die SPD, später kamen auch andere Parteien hinzu. In seinen Arbeiten bemüht sich Franz Walter um eine allgemeinverständliche Sprache, um so seine wissenschaftlichen Erkenntnisse einem breiten Publikum nahezubringen. Im September 2017 ging Franz Walter aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand.

In diesen Tagen erschien seine Biographie der SPD mit dem Hinweis «Von Ferdinand Lassalle bis Andrea Nahles», die seit ihren Juso-Jahren noch immer der Linken in der Sozialdemokratischen Partei zugeordnet ist, was schlicht nicht stimmt.

Ich selber habe einmal 1963 an einem Dokumentarfilm mit dem Titel: «Die ersten 100 Jahre der SPD» mitgearbeitet. In diesem Film war der Wunschgedanke größer, als das was mit Fakten belegt werden konnte. Es war eine umfangreiche Auftragsarbeit in schwarz/weiß der Filmproduktion Ohlstedt, wo es einmal ein Tonstudio (Alster-Studio) und das Atlantik-Filmkopierwerk gab. Heute sind nicht einmal von der Geburtsstunde des Films in Hamburg Rudimente vorhanden. Eine politische Kontrollfunktion bei den SPD-Geschichtsfilm hat Herbert Wehner, der seinen „Knösel rauchend“ am Schneidetisch saß um Filmbilder wie den Text abzunicken.

Beim SPD Buch von Franz Walter bedarf es einiger Geschichtskenntnisse. Wird ein Bild von jungen Sozialisten gezeigt, die 1930 ein Transparent mit der Inschrift: «REPUBLIK DAS IST NICHT VIEL, SOZIALISMUS HEISST DAS ZIEL!» tragen, ist unkommentiert. Bei dem Foto von Karl Liebknecht heißt es:«Liebknecht, Patensohn von Karl Marx, gehörte zum radikallinken Flügel der deutschen Arbeiterbewegung. Ein Marxist war er nicht. Im Grunde war er Individualist und ethischer Sozialist, getrieben von Emotionen.» Wurde er wegen seiner Emotionen am 15. Januar 1919 – wie auch Rosa Luxemburg, von Freikorpssoldaten ermordet? Rief er nicht am 9. November 1919 vom Berliner Schloss - wird jetzt wieder rekonstruiert - die «freie sozialistische Republik aus». Liebknechts Rede ist erhalten, von Phillip Scheidemann der auch am 9. November auch eine Republik aus rief, ist dieser Text nicht überliefert.

Der Band ist auch geeignet für Politikeinsteiger, die wissen möchten, wie es mit der SPD begann.
khw


Franz Walter: Die SPD – Biographie einer Partei

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
415 Seiten – zahlreiche sw-Fotos – 16,00 EUR