17.03.2018
E. Adunka, P.D. Gruber, S. Usaty (Hg.) Exilforschung: Österreich
Leistungen, Defizite & Perspektiven

Im Vorwort schreiben die Herausgeber: «Rund 80 Jahre nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland stellt sich weiterhin die Frage nach der Aktualität und Relevanz der Forschung zum österreichischen NS-Exil.

Die Welt hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Die Entwicklungen in Folge der sogenannten „Flüchtlingskrise und das Erstarken populistischer, nationalistischer und rechtsextremer Positionen haben die Perspektive auf das historische Exil geschärft und zu neuer Aktualität dieses Themas geführt. Der historische Rückblick auf die Vertreibung aus Österreich wird durch die Beschäftigung mit den Ankommenden, die heute in diesem Land Zuflucht suchen, um zusätzliche Impulse bereichert. Dabei werden Fragen der Abgrenzung zwischen Disziplinen wie Exil- und Migrationsforschung auf den Prüfstand gestellt.

Die vorliegende Publikation ist eine erweiterte Sammlung der Beiträge zur Tagung „Exilforschung zu Österreich - Leistungen, Defizite & Perspektiven“, die im März 2013 an der Universität Wien stattfand. Für die wissenschaftliche Koordination waren Evelyn Adunka, Primavera Driessen Gruber, Fritz Hausjell, Irene Nawrocka und Simon Usaty verantwortlich.

Ziel der Tagung war es, Bilanz über die Leistungen auf dem Gebiet der Forschung zum österreichischen Exil zu ziehen. Darüber hinaus sollten weiße Flecken auf der Forschungslandkarte aufgezeigt und Desiderata formuliert werden. Die große thematische Bandbreite, die in den Beiträgen zutage tritt, ist Ausdruck der Vielfalt der Exilforschung in einer wachsenden Zahl von wissenschaftlichen Disziplinen. Gerade die innovativen und interdisziplinären Ansätze in den einzelnen Fachgebieten, die sich in den jeweiligen Artikeln exemplarisch spiegeln, bereichern und ergänzen sich gegenseitig. Damit gehen eine Diversität auf der begrifflichen Ebene und eine inhaltliche Meinungsvielfalt - so etwa zum Thema einer österreichischen Identität im Exil - einher, die auch als Impulsgeber für weitere Forschungen den Diskurs der scientific community vorantreiben mögen. Die Tagung im Jahr 2013 wurden von der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung organisiert.»

Für die Tagung schrieb der Bundespräsident der Republik Österreich Dr. Heinz Fischer im März 2013 ein Vorwort: «Nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen am 12. März 1938 mussten viele Menschen das Land verlassen, um ihr Leben zu retten. Was für die meisten folgte, war die Mühsal der Flucht und des Lebens im Exil, die Angst um die Angehörigen und Freunde, die Sorgen um eine neue berufliche Existenz in fremder Umgebung, die nicht allen zur neuen oder zweiten Heimat wurde. Als Österreich nach 1945 wieder frei war, entschieden sich sehr viele bei der Frage „Rückkehr oder Bleiben?“ für Letzteres. Dies hatte auch damit zu tun, dass aus der alten Heimat fast keine Signale zur Rückkehr kamen. Von Seiten der Schulen, der Medien und der Politik wurde in der jungen Zweiten Republik viel zu wenig Verständnis für die Probleme der ins Exil Vertriebenen gezeigt. Erst eine jüngere Generation in Forschung, Bildung, Medien und Politik hat den Blick beharrlich auf jene Österreicherinnen und Österreicher gerichtet, die durch Austrofaschismus und Nationalsozialismus zeitweise oder auf Dauer ihrer Heimat beraubt wurden. Allmählich wurden deren Leistungen im Land anerkannt und stärker gewürdigt.» Empfehlenswert.
khw


E. Adunka, P.D. Gruber, S. Usaty (Hg.)
EXILFORSCHUNG: ÖSTERREICH

Mandelbaum Verlag, Wien 2018
756 Seiten – zahlreiche Fotos engl. Broschur – 29,90 EUR