17.12.2017
GREGOR GYSI – Ein Leben ist zu wenig – DIE AUTOBIOGRAPHIE

Wie kein anderer vor ihm hat er hierzulande linkes Denken geprägt. So wurde Gregor Gysi zum wichtigsten in der größer gewordenen Bundesrepublik. In dem Band erzählt er von seinem Leben – als Familienvater, Anwalt, Politiker, Autor und Moderator.

Gregor Florian Gysi wird am 16. Januar 1948 in der sowjetischen Besatzungszone von Berlin geboren. Sein Vater ist der Klaus Gysi, der in der Nazizeit aktiv im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig war. Von 1966 bis 1973 war er Minister für Kultur der DDR, von 1979 bis 1988 Staatssekretär für Kirchenfragen der DDR.

Gregor Gysi besucht von 1954 bis 1962 die Polytechnische Oberschule, ab 1962 bis 1966 die erweiterte Oberschule «Heinrich Hertz» in Berlin-Adlershof. 1966 erwirbt er das Abitur und legt gleichzeitig den Lehrabschluss zum Facharbeiter für Rinderzucht im VEG Blankenfelde ab. Danach studiert er Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Sein Studium beendet Gregor Gysi 1970 als Diplom-Jurist.

Ab 1971 ist Gysi einer der wenigen freien Rechtsanwälte der DDR. Er verteidigt Systemkritiker und Ausreisewillige. Unter seinen Mandanten auch die im Westen bekannte Namen: Robert Havemann, Rudolf Baro, Jürgen Fuchs, Bärbel Bohley und Ulrike Poppe. Mit der Arbeit «Zur Vervollkommnung des sozialistischen Rechtes im Rechtsverwirklichungsprozess» promoviert Gregor Gysi zum Dr. jur. Zwei Jahre, von 1988 bis 1989 war er Vorsitzender des Kollegiums der Rechtsanwälte in Berlin/DDR. Bereits vor der politischen Wende in der DDR setzt er sich für die Zulassung des oppositionellen Neuen Forums ein.

Mit den Veränderungen in der DDR wird Gysi, seit1967 Mitglied der SED ist, immer politischer. Am 4. November 1989 spricht er auf dem Alexanderplatz in Berlin vor einer halben Millionen DDR-Bürgern, fordert ein neues Wahlrecht und ein Verfassungsgericht. Am 3. Dezember 89 ist er Mitglied des Arbeitsausschusses der den außerordentlichen SED- Parteitag vorbereitet, wird eine Woche später mit 95,3 Prozent der Stimmen der Delegierten zum Vorsitzenden der SED gewählt. Eine Wochen später wird aus der SED die Partei SED-PDS. Als Parteivorsitzender sorgte er dafür, dass sich die Partei nicht auflöst, dass die Arbeitsplätze und das Parteivermögen erhalten bleibt. Im Januar 1997 scheidet er endgültig aus dem Parteivorstand aus.

Von März bis Oktober 1990 ist Gregor Gysi Abgeordneter der frei gewählten Volkskammer der DDR. Seit 3.Oktober 1990 mit Unterbrechung Mitglied des Deutschen Bundestag, stets der Direktkandidat im Wahlkreis 85 Treptow-Köpenick. Seit dem 12. Oktober 2015 ist Gysi nicht mehr Fraktionsvorsitzender der Linken – das haben Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch übernommen.

Original Gregor Gysi in seiner Autobiographie: «In meinem Alter ändert man sich nicht mehr viel, man bleibt eher, wie man ist. In meinem Falle heißt das aber auch: Ich bleibe politisch wahrnehmbar. Ältere Menschen warne ich gern davor, sich nur über Krankheiten zu unterhalten. Denn die Folge dessen besteht – weiß Gott – nicht darin, dass man gesünder wird.»
Eine empfehlenswerte Autobiographie.
khw


GREGOR GYSI – Ein Leben ist zu wenig – DIE AUTOBIOGRAPHIE
Aufbau Verlag, Berlin 2017

583 Seiten – zahreiche sw-Fotos – 24,70 EUR