12.09.2017
György Dalos: Der letzte Zar – Der Untergang des Hauses Romanow

Der Autor György Dalos, am 23. September 1943 in Budapest geboren, wuchs, da sein Vater wegen seiner jüdischen Herkunft an den Folgen des Arbeitslagers der Nazis 1945 starb, bei der Großmutter auf. Von 1962 bis 1967 studierte er in der UdSSR, in Moskau an der Lomonossow-Universität. Wegen «maoistischer Umtriebe» 1968 wird er zu einer Haftstrafe von 7 Monaten verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Ab 1977 gehört er in Ungarn als Mitbegründer zur demokratischen Opposition im Land. Nächste Stationen ist 1984 seine Mitarbeit an der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen, danach lebte er in Wien als freier Publizist und war bis Ende 2011 Mitherausgeber der Wochenzeitung «Freitag». Heute ist Berlin seine Stadt und ist auch Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.

György Dalos Thema ist der Untergang der Dynastie der Romanow nach 300 Jahren. In der Nacht vom 16. zum 17. Juli 1918 wurden Zar Nikolaus II und seine Frau Alexandra gemeinsam mit den Kindern von einem Kommando der Tscheka in Jekaterinburg ermordet. Gyorgy Dalos schreibt: «...lässt bis heute dem russischen Historischen Gedächtnis keine Ruhe. Auf der einen Seite suchte die sowjetische Publizistik, um die Untat zu rechtfertigen, ein diabolisches Bild von «Nikolaj dem Blutigen», der Quelle allen Übels zu zeichnen und dabei wichtige Nebenumstände des Massakers zu verschweigen bzw. zu tabuisieren.»

An einer anderen Stelle heißt es: «Die in Putins Russland mit starker kirchlicher Deckung betriebene Kanonisierung des ermordeten Zaren als «Märtyrer» stößt nicht nur auf meine Skepsis als Agnostiker, sondern lässt in mir auch andere dunkle Zweifel aufkommen. Zunächst einmal ist es aus meiner Sicht nicht zulässig, das Ehepaar Romanow, praktizierende Antisemiten, die ihre geistige Nahrung sogar noch in Jekaterinburg in den «Protokollen der Weisen von Zion» suchten und fanden, in einer Reihe mit dem Juden Jesus Christus zu nennen.»

Dabei fand der schwache Zar, verstrickt in Krieg und Katastrophen kein taugliches Rezept, wie er die Nöte der Bauern und Arbeiter hätte lindern können. In dieser Situation wurde Grigori Jefimowitsch Rasputin als der Heilsbringer verehrt. So musste das Haus Romanow in der bolschewistischen Revolution untergehen. Über Russland kam der Bürgerkrieg rot gegen weiß. György Dalos vermittelt in seinem Buch «Der letzte Zar» Geschichte aus erster Hand.
khw


György Dalos: Der letzte Zar
Der Untergang des Haus Romanow

Verlag C.H. Beck, München 2017
232 Seiten - Abbildungen - 22,95 EUR