12.09.2017
Ulla Hahn: Wir werden erwartet – Roman

Ein Zeitroman, der die Jahre nach 1968 wieder lebendig werden lässt. Auch ein Schlüsselroman, der vom Werden einer Schriftstellerin erzählt.

Etwa 20 Jahre arbeitete Ulla Hahn an ihrem großen, autobiografischen Epochenporträt. Nach „Das verborgene Wort“ (2001), „Aufbruch“ (2009) und „Spiel der Zeit“ (2014) ist „Wir werden erwartet“ der letzte Teil der Hilla-Palm-Saga. In diesem letzten Band fragt die beherzte wie souveräne Erzählerin Ulla Hahn vor allem nach den Ursachen politischer Kämpfe in den 70er und 80er Jahre und der später - für einige aus diesen Jahren - notwendigen Verabschiedung aus diesen.

In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt - die Zeitung gehörte einmal dem Springer-Konzern, wurde an die Funke-Mediengruppe verkauft - geht es um diese Frage: « Haben Sie im Verlaufe Ihres Lebens mit Ihrem Engagement für den Kommunismus, Sie waren DKP-Mitglied, stark gehadert?» Die Antwort von Ulla Hahn: «Als ich vor nahezu 20 Jahren das Hilla-Palm-Projekt begann, hat mich vor allem die Frage interessiert: Wie kam es zu diesem Engagement für diese Partei? Ich bin der Frage bis an die Wurzeln nachgegangen: meiner Herkunft aus einer katholischen Arbeiterfamilie. In der Partei suchte ich die Möglichkeit, mehr Freiheit und Gerechtigkeit für alle, besonders aber für die „kleinen Leute“ auf dieser Welt zu verwirklichen.

Aber beim Schreiben habe ich mich mehr als einmal gefragt: Wo hast du damals deinen Verstand gelassen? Und beim Zusammenprall mit der Realität der Reise in die DDR, war es mit der roten Blauäugigkeit ja schnell vorbei.»

Trotzdem hat sich an ihren politischen Idealen nichts geändert, in dem Hamburger Abendblatt nennt sie August Bebel. Damit hat sich die Autorin von der Politik nicht verabschiedet. In dem Band werden sich wohl zahlreiche Weggefährten aus Ulla Hahns politischen Jahren wiederfinden.
khw


Ulla Hahn: Wir werden erwartet – Roman

Deutsche Verlags-Anstalt in der
Verlagsgruppe Random House, München 2017
644 Seiten – 28,80 EUR