28.08.2017
Timothy Snyder: Über Tyrannei – Zwanzig Lektionen für den Widerstand

Der Autor Timothy David Snyder, Jahrgang 1969, ist Historiker und lehrt an der Yale University in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut. Diese Universität verfügte 2011 mit rund 19,4 Milliarden US-Dollar nach der Harvard University über das zweitgrößte Stiftungskapital einer Bildungseinrichtung weltweit.

Snyders Forschungsschwerpunkte sind die Osteuropäische Geschichte und die Holocaustforschung. Im Prolog schreibt der Autor: «Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir können aus ihr lernen. Als die Gründungsväter über die amerikanische Verfassung diskutieren, zogen sie Lehren aus der ihnen bekannten Geschichte. Aus Sorge, die demokratische Republik, die sie im Sinn hatten, könnte zusammenbrechen, sahen sie sich genau an, wie antike Demokratien und Republiken zu Oligarchien und Imperien verkommen waren. Wie sie sehr wohl wussten, hatte Aristoteles davor gewarnt, dass Ungleichheit zu Instabilität führe, während Platon der Überzeugung war, dass Demagogen die Meinungsfreiheit missbrauchen, um sich zu Tyrannen aufzuschwingen.»

Von den Positionen Aristoteles und Platon entwickelt Synder seine zwanzig Lektionen für den Widerstand. Das ist heute wichtiger denn je, das nicht nur in Europa, auch in den USA, wo eine Gefahr von rechts zu nimmt. Hierzulande ist es die «Aktion für Deutschland» die mit einem rechtsradikalen Parteiprogramm an die Macht zu kommen versucht. Ähnlich strukturierte Parteien bestehen derzeit überall in Europa, aber von der Macht sind sie noch weit entfernt.

Auch ist der Autor einer der schärfsten US-Kritiker der Tea-Party-Bewegung und der Regierung von Donald Trump. Das 19. Kapitel heißt «Sei patriotisch». Dazu schreibt Snyder: «Es ist nicht patriotisch, Beziehungen zu Muammar al-Gaddafi zu pflegen (wurde er nicht am 20. Oktober 2011 in Sirte, Libyen ermordet?) und zu behaupten, Baschar al-Assad und Wladimir Putin seien außergewöhnliche Staatsmänner. Es ist nicht patriotisch, Russland dazu aufzurufen, sich in eine amerikanische Präsidentenwahl einzumischen. Es ist nicht patriotisch, auf Wahlkampfveranstaltungen russische Propaganda zu zitieren. Es ist nicht patriotisch, den gleichen Berater zu haben wie russische Oligarchen.» Aber dann sagt Timothy Snyder: «Es geht nicht darum, dass Russland und Amerika Gegner sein müssen. Es geht darum, dass Patriotismus bedeutet, dem eigenen Land zu dienen.»

Führ war, Timothy Snyder setzt Zeichen, hoffentlich auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika.
khw


Timothy Snyder: Über Tyrannei
Zwanzig Lektionen für den Widerstand

Verlag C. H. Beck, München 2017
127 Seiten - Klappbroschur - 10,00 EUR