28.08.2017
Martin Zinggl: Lesereise Lissabon

Der Band ist nach «Warum nicht Mariazell? Als Enthnologe in Tuvalu», «Lesereise Nepal: Im Land der stillen Helden» der dritte Reiseband von Martin Zinggl.

In der Weltstadt am Tejo sind derzeit überall Baustellen. Renoviert werden Kirchen und Häuser, an denen der Zahn der Zeit genagt hat. Auch Straßen, die Avenida da Ribeira das Naus wie die Fortsetzung Avenida Infante Dom Henrique haben eine neue Fahrbahn bekommen. Und der Praça do Comércio mit seiner Statue von Dom (König) José I, während seiner Regierungszeit gab es ein großes Erdbeben, gefolgt von einem Tsunami, der große Teile von Lissabon zerstörte. Betroffen war auch der Ribeira Palast wie die Häuser am Tejo. Den Rest der Stadt zerstörte ein Großfeuer. Für den Wiederaufbau wurde vom Dom Henrique der Marquis von Pombal beauftragt. Der Architekt des neuen Lissabon war Eugénio dos Santos.

Auf diesem Platz wurde auch Geschichte geschrieben. Am 1. Februar 1908 wurden der König Carlos von Portugal und sein Sohn Luís Filipe auf dem Parça do Comércio von Schüssen von den Republikanern Alfredo Luís da Costa und Manuel Buça tödlich verletzt. Letzter König wurde Emanuell II, der musste nach einem militärischen Aufstand 1910 ins Exil. Seit dem 5. Oktober 1910 ist Portugal eine Republik.

In 10 kurzen Geschichten, vom «Fang mit dem Dessert an!» bis «Das schwarze Schaf», wird der Leser in das quirlige Leben in der portugiesischen Hauptstadt am Tejo eingeführt. Dazu gehört auch der Beitrag zum Bacalau. «Luís lächelte zufrieden und lud mich zu einem privaten Bacalau-Kochworkshop in sein Heim. Einerseits um mir zu zeigen, wie Portugiesen diese rare Spezialität zubereiten, anderseits mir den Unterschied zwischen Stockfisch und Kabeljau und vieles mehr über diesen sonderbaren Fisch zu erklären, der aus der portugiesischen Geschichte nicht wegzudenken ist.

Genauso wenig wie aus dem Alltag: Jeder Supermarkt und jede pescaria in Lissabon ist eingedeckt in eine Wolke aus Meersalz und abgestandenem, getrockneten Fisch, die die gestapelten Platten verbreiten. Ihr strenger Geruch vertreibt böse Geister oder lockt Fliegenschwärme an, aber Genuss assoziieren und damit nur wenige Besucher, vor allem Ausländer.»

Mit dem Kapitel «Obrigado» - «Danke», das an die Mitarbeiter endet die Lesereise Lissabon mit «Für Euch soll´s rote Nelken regnen!»
khw


Martin Zinggl: Lesereise Lissabon

Picus Verlag, Wien 2017
132 Seiten - 15,00 EUR
als E-Book 9,90 EUR