28.08.2017
Gudula Walterskirchen: Die blinden Flecken der Geschichte – Österreich 1927 - 1938

Die österreichische Historikerin und Publizistin Gundula Walterskirchen, sie schreibt auch regelmäßig in der konservativen Wiener Zeitung «Presse» und kommentiert die Zeitläufe.

Noch werden in Beiträgen über die Republik Österreich in der Zwischenkriegszeit von der Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, den Februarkämpfen 1934 und bis zum Einmarsch von Hitler, der Österreich heim ins Reich – das Deutsche Reich – holte, wichtige Fakten ausgelassen. Die Ereignisse werden auch einseitig dargestellt. Die blinden Flecken der Geschichte von Österreich von 1927 bis 1938 gilt es ab- und aufzuarbeiten.

Im Vorwort schreibt die Autorin: «Ich habe mich darauf konzentriert, Fragen neu zu stellen, vermeintliches neu zu hinterfragen, Zahlen, Fakten, und Quellen zu analysieren, Thesen und Gegenthesen zu studieren, all dies zu überprüfen, um erst dann zu einer Schlussfolgerung zu gelangen. Im Anschluss daran habe ich mich bemüht, die unterschiedlichen Sichtweisen herauszuarbeiten und einander gegenüberzustellen, damit sich der Leser selbst sein Bild machen kann. So wird auch deutlich, dass jede Seite ihre eigene „Wahrheit“ hat. »

Noch immer lernen die Grundschüler in Wien, dass im «Bürgerkrieg» 1934 die Sozialdemokratie entgültig verloren hat und so die letzte Chance zur Rettung der Demokratie vertan wurde. Was so nicht ganz stimmt. Im Alpenland erinnern überall Denkmale an die «Opfer des Faschismus» 1934 - 1945».

Der Begriff »Austrofaschismus» bezeichnet die Kräfte für das von 1934 bis 1938 sich in Österreich etablierte eines an ständestaatlichen und faschistischen Ideen orientierten Staat, das sich stark an Diktatur Benito Mussolini in Italien anlehnte. Den Astrofaschismus kann auch unter «Klerikalfaschismus» eingeordnet werden. Getragen wurde die Abkehr von der Demokratie durch den Bundeskanzler Engelbert Dollfuß, der den austrofaschistischen Ständestaat gründet. Am 25. Juli 1934 ermorden die Nationalsozialisten Dollfuß in Wien.

Anlässlich einer Veranstaltung der ÖVP zum 70. Jahrestag des «Anschluss» in Wien sagte Otto von Habsburg: «Wenn es immer wieder blamable Diskussionen darüber gibt, ob die Österreicher Mitschuldige oder Opfer waren, dann muss ich sagen, dass es keinen Staat in Europa gibt, der mehr Recht hat, sich als Opfer zu bezeichnen.» Da hat der Mann wohl keine Kenntnis vom KZ Mauthausen, in den Jahren von 1938 bis zur Befreiung 1945 wurden hier mindestens 90.000 Menschen getötet. Oder das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka, das seit 1988 auf dem Wiener Albertinaplatz steht.
khw


Gudula Walterskirchen: Die blinden Flecken der Geschichte – Österreich 1927 – 1938

Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2017
223 Seiten – zahlreiche Fotos – 22,90 EUR