31.08.2021
Hamburger Korrespondenz im September 2021


Das gab es noch nicht: Unter der Losung »Make the rich pay« trafen sich am 21. August 2021 um 14 Uhr am Erik-Blumenfeldplatz unmittelbar am S-Bahnhof Blankenese zum Start der Demo durchs Hamburger »Reichenviertel«. Damit sind die Stadtteile Blankenese und Nienstedten gemeint, wo angeblich Hamburgs meiste Millionäre wohnen. Die Forderung nach Umverteilung hat das Bündnis »Wer hat, der gibt« in mehreren Städten, so auch in Hamburg organisiert. In Blankenese zogen am Samstag 1.000 Demonstranten durch den Stadtteil und skandierten: »Wir enteignen euch alle!«. Gehofft hatte das Bündnis auf 3.000 Teilnehmer, verspätet setzte sich der Protestzug mit 1000 Teilnehmern in Bewegung. Die Hamburger Polizei hat vorgesorgt, hatte rund 1000 Polizisten zur Begleitung des Protestzugs nach Blankenese entsandt. Rund und um die Stadtteile Blankenese und Nienstedten waren die Straßen für den Verkehr gesperrt. Am Versammlungsort Erik-Blumenfeldplatz war die Reiterstaffel Hamburgers, 16 Reiterinnen der Polizei und 3 Spähwagen von Mercedes aufmarschiert. Zu den Demonstranten gehörten auch 50 Personen des sogenannten »schwarzen Block« der aber nicht die Bevölkerung und Hamburgs Polizei provozierte. Von Nienstedten ging es zurück über die Elbchaussee, die derzeit erneuert wird, nach Blankenese. Die Demo »Wer hat, der gibt« bewirkte, dass die Reichen für die große Krise mehrzahlen, glaubt keiner. Es war Urlaubzeit in Hamburg, damit auch in Blankenese und Nienstedten.

Für Aufregen in Hamburg sorgt derzeit die chinesische Reederei Cosco. Die China Ocean Shipping Companay COSCO ist eine der weltweit größten Reedereien, die international operiert. Das Schifffahrtsunternehmen ist ein volkseigner Betrieb der Volksrepublik China mit Sitz in Peking. Nun will sich die Reederei an einem Terminal im Hafen der Hansestadt beteiligen. Das soll Ladung für den Hafen Hamburg sichern, sorgt aber auch für Kritik. Wenn es dazu in Hamburg kommt, hat es stets mit China zu tun, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner Hamburgs. Die vorübergehende Schließung des zweitgrößten chinesischen Containerhafens Ningbo nach einem Corona-Fall in der Belegschaft setzt die angespannte Lieferkette rund um die Erde unter Druck. Derzeit verhandelt die Hamburger Hafen und Logistik AG – HHLA – mit der chinesischen Staatsreederei Cosco über eine Beteiligung am dem Containerterminal Tollerort im Hafen der Stadt.

Für Hamburg wäre das ein Novum. An zwei Terminals gibt es Beteiligungen von Reedereien, am Unikai-Anleger ist die Grimaldi Reederei mit Sitz in Neapel. Diese Reederei betreibt ein Flotte von 130 Schiffen, vor allem von Hamburg mit RoRo-Schiffen nach Westafrika. Am Terminal Altenwerder hält die in Hamburg ansässige Reederei Hapag-Lloyd AG eine Beteiligung von 25,1 Prozent. In anderen Hafenstädten ist eine Beteiligung großer Reedereien wie MSC, Mærsk oder Cosco längst Standard. In Hamburg hat sich bislang die Politik dagegen gesträubt aus der Hand zugegeben. Der sozialdemokratische Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher unterstützt nun die Beteiligung von Cosco am Terminal in Altenwerder. Die Cosco Shipping Ports, eine Gesellschaft der Cosco-Gruppe wird sich an der Betreibergesellschaft des Terminals Tollerort mit angepeilten 35 Prozent beteiligen.

Um die Schadstoffe bei Containerschiffen zu verringern, etwa zwei Prozent entfallen weltweit auf Reedereien, will der P. Møller-Mærsk Schifffahrtskonzern aus Dänemark mit Biotreibstoff zum Marktführer in der Klimabilanz werden. Der Konzern will seine Containerflotte nur noch mit Methanol fahren lassen. Der Vorstandsvorsitzende der dänischen Reederei begründet den Schritt mit: »Wir müssen jetzt handeln, wenn wir die Herausforderung des Klimas für die Schifffahrt lösen wollen.« Die Reederei bestellte acht neue Containerschiffe bei der koreanischen Werft Hyundai Heavy Industries, die mit dem umweltfreundlichen Methanol fahren. Die ersten Containerschiffe werden im ersten Quartal 2024 geliefert, gleichzeitig sicherte sich Mærsk eine Option auf vier weitere Schiffe.

Die Reedereien stehen unter einem großen Druck, sauber zu werden. Im Jahr 2020 wurden unter der Bezeichnung IMO 2020 globale Obergrenzen für Schwefel in Treibstoffen in Kraft getreten, die die Reeder zwingen, schadstoffarme teure Treibstoffe zu verbrennen. Nach dem Schwefel sollen die Reedereien auch das Problem mit dem Kohlendioxid lösen. Um das zu erreichen, hat die EU-Kommission verkündet, soll die Schifffahrt im Zuge eines großen europäischen Pakts zum Klimaschutz erstmalig in den europäischen Emissionshandel einbezogen werden. Darüber wird derzeit noch verhandelt, die Reeder müssen mit erheblichen Mehrkosten rechnen. Dann wird auch endlich die Luft im Hafen wie auf der Elbe sauberer.
khw

Demonstration nach Blankenese


SOLIDARISCH GEGEN RECHTE HETZE


Ein- und auslaufende Containerschiffe


Hamburger Hafen Blick von Teufelsbrück