01.09.2020
Hamburger Korrespondenz im September 2020


Es war der CDU Bürgermeister Ole v. Beust, der das Stadthaus-Ensemble 2009 an die Firma Quantum verkaufte. Heute können über Quantum von der verfügbaren Fläche von ca. 5.000 qm Teile in einer Größenordnung von 30 qm bis 1.100 qm angemietet werden. Zur Geschichte: Das Stadthaus entstand 1814 als Sitz der Stadtverwaltung und der Polizei in Hamburg, zwischen dem NeuenWall und dem Bleichenfleet durch Umbau und Erweiterung des 1710 errichteten Görtz-Palais, das bereits während der französischen Besetzung von 1811 - 1814 als »Mairie« - Rathaus - gedient hatte. Mit der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 bis Juli 1943, dem Feuersturm über Hamburg, war das Gebäude die Zentrale der Hamburger Gestapo. Nach dem Neubeginn ab 8. Mai 1945 war in dem Haus die Baubehörde und die Senatsverwaltung für den Umweltschutz.

Mit dem Verkauf des Stadthaus-Komplexes und dem Umbau zu einem Hotel, einem Restaurant und einem Shoppingtempels begann eine Kontroverse über die Form des Gedenkens, die in dem Stadthaus verübten Verbrechen der Gestapo an politischen Häftlingen, Juden, Roma und Sinti. Hier stellt sich die Frage, wurde es deshalb von Hamburg vergessen, weil nach dem KPD-Verbot am 17. August 1956 in der BRD keine Aufwertung dieser Partei erfolgen sollte, da diese vor allem den Widerstand gegen die Nazis führte. Dabei wurden in dem Gestapokeller auch Sozialdemokraten gefoltert. Ähnlich war es auch, bis sich Hamburg der Geschichte des Konzentrationslagers Hamburg-Neuengamme annahm. Dass der Kindermord in der Schule Bullenhuser Damm aufgeklärt wurde, hier eine Gedenkstätte des Erinnerns entstand, ist allein dem Journalisten Günther Schwarberg zu verdanken.

Mit dem Verkauf des Stadthaus-Ensembles hat Ole von Beust, als 1. Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, heute wieder als Rechtsanwalt tätig, seine Kanzlei befindet sich unweit des Stadthauskomplex am Neuer Wall, eine große Torheit begangen. Aber darum kümmert sich der Ex-Bürgermeister heute nicht mehr. Doch völlig zu Recht ist es, dass wegen des Nichtgedenkens an das Unrecht, das hier einmal geschah, ein Dokumentationszentrum zur Erinnerung sich auf nur wenige Quadratmeter, dazu noch zu in einem Untermietverhältnis in einer Buchhandlung beschränkt. So wird es nach Logik des CDU-Senats und Ole von Beust, ähnlich wie Privatisierung der städtischen Krankenhäuser, nun auch ein privatisiertes Gedenken an den Nazi-Terror in Hamburg geben. Das widerspricht der Inschrift am Türmchen Ecke Stadthausbrücke/Neuer Wall wo es in goldenen lateinischen Lettern heißt: »SALUS POPULI SUPREMA LEX ESTO« übersetzt in etwa Sicherheit der Menschen vor dem Gesetz, das es hier nicht gab in den Jahren von 1939 – 1943.

Dabei wird gerade heute ein Ort der Aufklärung, was im Stadthaus passierte, benötigt. Die Erinnerung an Faschismus und die Auseinandersetzung damit ist keine Privatsache, das gehört noch immer in eine öffentliche Verantwortung. Von hier, in Hamburgs Mitte, wurde die Deportation der Juden, Sinti und Roma geplant und vorbereitet; ebenso die Polizeibataillone aus Hamburg, Bremen und Lübeck für ihren Einsatz im Vernichtungskrieg im Osten; von hier wurde die Überwachung der Zwangsarbeiter durchgeführt; hier begann auch der Leidensweg aller die in Opposition zum III. Reich standen, die in vielen Fällen ermordet wurden.

Ein 50 Quadratmeter Ort des Gedenkens genügt nicht - gefordert ist eine großzügige Lösung zur Dokumentation der Verbrechen der Gestapo an diesem Ort.

Noch immer wird täglich die Elbe vertieft, der Etat für diese Arbeit, 800.000 Millionen Euro ist noch nicht ausgeschöpft. Nur Containerschiffe, die einen größeren Tiefgang haben, werden, da kein Mehr an Ladungsaufkommen vorhanden ist, Hamburg nicht anlaufen. Dafür gibt es im Frühjahr 2021, wie bereits 2020, keinen Stint mehr. Auf diese Delikatesse aus der Elbe muss wegen der Elbvertiefung verzichtet werden. Noch immer wird die Umweltbelastung, die aus den Schornsteinen von Container- und Kreuzfahrtschiffen gesundheitsschädlich, aus Ruß und Feinstaub in die Umwelt gepustet werden, ist die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) auf der Elbe eine Unbekannte. Frage: Wann ändert sich hier etwas?
khw

Buchhandlung mit der Gedenstätte Gestapogefängnis


Inschrift
»SALUS POPULI SUPREMA LEX ESTO«


Einlaufende Containerschiffe mit einem kleinen Kreuzfahrer


Elblotse