01.11.2019
Hamburger Korrespondenz im November 2019


Seine Rückkehr in den Hörsaal der Hamburger Universität nach seiner Beurlaubung 2014 hatte sich Bernd Lucke nach seinem Ausflug als Parlamentarier im Europaparlament in Straßburg anders vorgestellt, was der Parteigründer der «Alternative für Deutschland» am 16. Oktober in der Hamburger Alma Mater erlebte.

Lucke wurde so, das Funke-Blatt «Hamburger Abendblatt», bei seiner ersten Vorlesung als «Nazi-Schwein» beschimpft, körperlich bedrängt und am Reden gehindert. An dem Protest waren auch Mitglieder der «Antifaschistischen Aktion» beteiligt.

Drei Tage danach wies der ASTA Lukes Kritik zurück. Auf Twitter schrieb die Vertretung der Studenten: «Wenn jemand eine Täter-Opfer-Umkehr betreibt, dann ist es wohl der Gründer der größten rechtsradikalen Partei Deutschlands seit der NSADP, wenn dieser sich in der Öffentlichkeit mit Jüdischen Professorinnen und Professoren und studentischen Protesten mit Nazis vergleicht.»

Bernd Lucke, so der Eintrag in der WIKIPEDIA, wurde am 19. August 1962 in West-Berlin geboren. Er war von 1988-1990 Stipendiat der Volkswagenstiftung, ab 1990 wissenschaftlicher Referent beim Sachverständigenrat zur Einführung der Sozialen Marktwirtschaft in der DDR.

Sein politischer Werdegang begann mit 14 Jahren in der Jungen Union, dem schloss sich eine 33jährige Mitgliedschaft in der CDU an, die er im Dezember 2011verließ. Der Grund: Für verfehlt hielt er die Europapolitik. Daraufhin forcierte er gemeinsam mit Alexander Gauland, Konrad Adam und Gerd Rabanus die eurokritische Wahlalternative 2013. Auf dieser Basis wurde am 14. April 2013 die Partei «Alternative für Deutschland» gegründet. Parteigründer Lucke wurde einer der drei gewählten Parteisprecher. Bei der Wahl zum EU-Parlament 2014 wurde er Mitglied des EU-Parlaments.

Auf dem Essener Parteitag der AfD wurde Frauke Petry zur neuen Vorsitzenden gewählt, Lucke verlies darauf die Partei. Seiner von ihm inszenierte und gegründete Partei «Allianz für Fortschritt und Aufbruch» (ALFA) war keine Fortune beschieden. Auch eine weitere Parteigründung mit dem Namen «Liberal-Konservative Reformer» (LKR) war, salopp gesprochen, ein «Schuss in den Ofen».

Da die Bezüge für sein Europa-Mandat nicht stetig fließen, musste Bernd Lucke wieder seinen Professorenjob ergreifen, auch wenn das nur mit Hindernissen möglich ist. Trotz mehrerer Gespräche bleibt es bei einem verhärteten Kontakt an der Universität Hamburg. Bei seinem zweiten Uniauftritt lauschten zwanzig Studenten seiner Vorlesung.

Ein anderer Zankapfel sind die Katholischen Schulen in Hamburg. Demnächst sollen sechs der 21 katholischen Bildungseinrichtungen in Hamburg geschlossen werden. Das Bistum hat zu wenig finanzielle Mittel, um die Kosten zu tragen. Nun attakiert der Hamburger Steak-König Eugen Block - ihm gehört die Imbisskette Steakhouse mit gleichen Namen - den Hamburger Vatikan. Der Unternehmer Block engagierte auf seine Kosten einen Unternehmensberater, der Zugang zu den Bistum Bilanzen 2017 erhielt. Danach rechnet sich das Bistum ärmer als es ist. Festgestellt wurde, dass die Pensionsverpflichtungen mit 86,5 Millionen Euro zu hoch taxiert sind, auch ist das Bistum nicht überschuldet. Der Generalvikar Ansgar Thim: «Die Kirche kalkuliere bei ihren Rückstellungen vorsichtiger, als dass es Unternehmen tun. Die Bilanzen geben ein realistisches Bild wieder, zwar sind die Immobilien niedrig, aber regelkonform bewertet.»

Den Finanzen des Bistums hat sich eine Gruppe angenommen die sich «Adventrunde» nennt. Mitglieder sind neben Eugen Block, Cord Wölke von der Budnikowsky Drogeriekette und die PR-Managerin Alexander von Rehlingen. Ob nun Schulen der Katholische Schulen geschlossen werden wir demnächst sehen.

Ich für meinen Teil bevorzuge öffentliche, staatliche Schulen, und keine Konfessionsschulen die Indoktrinieren.
khw

Demonstrant auf dem Rathausmarkt


Plakatwand St. Pauli


Bunkerumbau an der Feldstrasse


Großer Burstah



Auch am 23. Oktober konnte Prof. Lucke seine Vorlesung nicht halten. Demonstranten stürmte wieder einmal die Vorlesung von Lucke. Dabei gab es umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen, trotzdem versammelten sich 15 Demonstranten vor dem Hörsaal und begangen mit den privaten Sicherheitsleuten eine Rangelei. Plötzlich sprang die Tür zum Hörsaal auf, weitere Demonstranten stürmten den Hörsaal und skandierten Sprüche wie «Kein Recht auf Nazipropaganda». Da war der Prof. Lucke durch einen zweiten Ausgang aus der Gefahrenzone des Hörsaals gebracht worden. Die Hamburger Universität hat ihre Sicherheitsmaßnahmen eng mit der Polizei der Hansestadt abgesprochen. Bei Luckes Vorlesungen gibt es Einlasskontrollen. Auch etwas außerhalb des Gebäudes demonstrierten etwa mehre Dutzend Studenten gegen das Gründungsmitglied der «Alternative für Deutschland» Bernd Lucke. Der entschwand in einem PKW in Richtung seiner Wohnung in Niedersachsen.



Mit einem Großaufgebot der Polizei hat AfD-Mitbegründer Lucke zum ersten Mal nach seiner Rückkehr an die Uni Hamburg eine Vorlesung bis zum Schluss halten können.

Mehrere Dutzend Beamte riegelten das Gebäude mit Absperrgittern ab. Zusätzlich kontrollierte ein privater Sicherheitsdienst den Eingang, damit nur angemeldete Personen Zutritt erhielten. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Wochen blieb es ruhig. Studierende verteilten lediglich Flugblätter, hielten ein Transparent hoch und veranstalteten eine kleine Kundgebung. Die Kosten für die gesamten Sicherheitsmaßnahmen belaufen sich nach Angaben der Uni auf einensechsstelligen Betrag. Dazu zählten auch die Kosten für den Arbeitsausfall durch die Bombendrohung in der vergangenen Woche, da diese im Zusammenhang mit der Thematik stehe, hieß es.

Zuvor hatte Lucke das Angebot der Hochschule abgelehnt, statt einer Präsenzveranstaltung eine Online-Vorlesung zu halten. Daher hatte Wissenschaftssenatorin Fegebank (Grüne) Uni-Präsidenten Lenzen angewiesen, dass die Präsenzvorlesung auch in dieser Woche stattfinden soll.