17.10.2018
Franco kommt endlich dahin, wo er hingehört ...


Am 24. August beschloss die spanische Regierung ein Dekret zur Umbettung des faschistischen Diktators Francisco Franco. Das Franco-Grab im »Valle de los Caídos« soll nicht weiter als Pilgerstätte für Rechtsextreme dienen. Damit die Exhumierung von Franco und dem Gründer der faschistischen Falange-Bewegung, José Antonio Primo de Rivera, beginnen kann, muss das Parlament der Umbettung noch zustimmen. Mit dem vom Kabinett beschlossenen Dekret wird die Umbettung erleichtert. Der sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez hatte sich bereits kurz nach seiner Amtsübernahme im Juni für eine baldige Exhumierung des spanischen Diktators ausgesprochen. Nach der Kabinettssitzung sagte die Vizeregierungschefin Carmen Calvo: »Wir tun es, weil wir an die Zukunft denken und an die jüngeren Menschen, damit sie bessere ethische und moralische Bedingungen vorfinden und so etwas nie wieder passiert. Ein Staatsgrab für einen Diktator ist nicht kompatibel mit einer reifen Demokratie. In Deutschland oder Italien wäre das undenkbar.« (El País) Damit genügend Zeit zur Durchführung der Umbettung besteht, gilt das Dekret ein Jahr.

Bisher war das Vorhaben stets an juristischen Fragen und dem Widerstand der Familie Franco gescheitert. Die Partido Popular (PP) und die Bürgerpartei Ciudadanos haben bereits angekündigt, dass sie das Dekret im Parlament nicht unterstützen werden. Der Vorsitzende der PP, Pablo Casado, nannte die Umbettung unverantwortlich, er sagte: »Bereits geheilte Wunden werden wieder aufgerissen.« (El Mundo)

Wann sich nach dem Willen der PSOE-Regierung die eineinhalb Tonnen schwere Grabsteinplatte hebt und der Zinksarg mit den sterblichen Überresten des Diktators verschwindet, ist heute noch nicht abzusehen. Wann sich das »Tal der Gefallenen« in einen Ort der Versöhnung und des Friedens für alle Spanier verwandelt, ebenso wenig. Bereits ein Gesetz aus dem Jahr 2007, eingebracht vom Ministerpräsidenten José Louis Rodríguez (PSOE), fordert unter anderem, franquistische Symbole zu tilgen. Doch wie die schwere Grabplatte auf Francos Grab lastet die Vergangenheit auf dem Land.

Das »Monumento Nacional de Santa Cruz de los Caídos« (Nationalmonument des Heiligen Kreuzes im Tal der Gefallenen) wurde ab 1940 von Zwangsarbeitern zur Verherrlichung von Francos Sieg über die Republik gebaut (siehe Ossietzky 13/2011 und 19/2013). Weithin sichtbar ist das 155 Meter hohe und 44 Meter breite Betonkreuz. Die Basilika, eine künstliche Höhle von 263 Metern Länge, wurde in den Felsen der Sierra Guadarrama getrieben.

Unter der 52 Meter hohen Kuppel befinden sich die Gräber von Franco und Primo de Rivera. Täglich um 11 Uhr lesen an Francos Grab Benediktiner Mönche eine Messe. Am Sonntag wird sie landesweit im Fernsehen übertragen. Hinweise auf die Gebeine der 33.847 Gefallenen – Francos Soldaten oder Republikaner – gibt es nur für 21.317 der Toten. Die Akten liegen im Benediktinerkloster. Erst auf Fürsprache der katholischen Kirche kamen durch Umbettung aus Massengräbern auch Republikaner ins Valle. Häufig geschah es gegen den Protest der Angehörigen. An den Türen, hinter denen die Toten liegen, steht »Gefallen für Gott und Spanien: 1936 bis 1939«.

Die Absicht, aus dem Tal ein Museum der Erinnerungen zu schaffen, hat Ministerpräsident Pedro Sánchez aus Kostengründen bereits wieder verworfen. Im spanischen Parlament beginnt nun der Kampf um die Zustimmung für die Exhumierung des Diktators Franco.
khw