01.05.2017
Hamburger Korrespondenz im Mai 2017


Bis 1892 hieß der Hannoversche Bahnhof offiziell Venloer Bahnhof, dann wurde er als Pariser Bahnhof oder Hannoverscher Bahnhof genannt. Die Eröffnung des Hamburger Hauptbahnhofes 1906 löste den Bahnhof für Personenzüge, die die Elbe überqueren, ab. Bis 1999 wurde er als Hamburger Hauptgüterbahnhof zu einem der wichtigsten der Stadt. In der Nazizeit wurde der Bahnhof ab Mai 1940 bis zum 14. Februar 1945 zum Deportationsbahnhof der Hansestadt Hamburg.

Am 16. Mai 1940 nahmen Kommandos der Kriminalpolizei 550 Sinti und Roma in Hamburg fest. Weitere 200 Personen aus Schleswig-Holstein und 160 aus Bremen kamen hinzu. Vier Tage lang wurden sie im Fruchthafen 10 am Magdeburger Hafen gefangen gehalten. Am 20. Mai wurden die Roma und Sinti vom Hannoverschen Bahnhof ins Arbeitslager Belzec im Generalgouvernement Polen deportiert. Insgesamt waren es 20 Transporte die vom Hannoverschen Bahnhof aus, mit denen 7692 Juden, Sinti und Roma in die Ghettos von Lodz, Minsk, Riga und Theresienstadt oder die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Belzec gebracht wurden. Über 6500 der Deportierten fanden den Tod, überlebt haben weniger als 1000 Personen.

Am 10. Mai 2017 wird das «denk.mal Hannoverscher Bahnhof» am Lohse-Park, von der Kulturbehörde und der HafenCity GmbH. aus drei Elementen geplant und finanziert, eingeweiht. Das Denkmal, es steht unter Denkmalschutz, besteht aus dem Bahnsteig 2 und der sogenannten «Fuge», entlang eines Gleisverlaufs vom Vorplatz bis hin zum Bahnsteig. Ein Dokumentationszentrum wird ab 2018 entstehen, bis dahin wird der Informationspavillon diese Aufgabe übernehmen.

Seit Mitte April gibt es einen Hinweis, dass Karl Marx am 12. April 1867 in der Hansestadt war. Das Haus Bergstraße No.: 26 war der Sitz des Otto Meißner Verlags. Hierher brachte Marx das Manuskript des 1. Teil vom «Das Kapital – Kritik der politischen Ökonomie». Bereits am 14. September 1867 befand sich ein Hinweis im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels zum 1. Band «Das Kapital». Der zweite Band erschien erst nach dem Tod von Karl Marx 1883 im Jahr 1885, von Friedrich Engels als Herausgeber. Band 3 erschien 1894 im Otto Meißner Verlag. Das Verlagshaus No. 26 in der Bergstraße wurde bei der Bombardierung 1943 zerstört. In dem Neubau der 50er Jahre hatte die Buchhandlung Weitbrecht & Marissal ihre Räume. Im Laden wurden auch die 3 Bände «Das Kapital» von Karl Marx angeboten.

Die Schifffahrtskrise fordert in diesem Jahr ein neues Opfer. Der Reeder Bertram Rickmers zählt zu den bekanntesten seiner Branche. Sein Unternehmen, die Rickmers-Gruppe, kämpft derzeit ums überleben. Es sind 1,7 Milliarden Euro Schulden, die sich seit der Schifffahrtskrise angesammelt haben. Der Reeder Bertram Rickmers will wegen einer drohenden Insolvenz 75 Prozent seiner Anteile an seinem Unternehmen «Rickmers Holding AG» verkaufen. Mit dem Erlös sollen die Gläubiger einer Unternehmensanleihe und die Kredite der HSH Nordbank bedient werden. Damit ist er bereit seinen Anteil an der «Rickmers Holding AG» auf 24,9 Prozent zu begrenzen. Seine Gläubiger müssen diesem Sanierungskonzept noch zustimmen. Nur so kann die Zinszahlung für die Unternehmensanleihe von 2013 in Höhe von 275 Millionen Euro bedient werden. Rickmers will sich am Sanierungskonzept mit einer Bareinlage von 10 Millionen Euro beteiligen und auch die Werftschulden von 10 Millionen US-Dollar zahlen. Verzichten will der Reeder bis 2021 auf eine Lizenzzahlung auf den Markennamen «Rickmers».

Zur Neuordnung der Schulden soll eine Auffanggesellschaft in Luxemburg mit dem Namen «LuxCo» gegründet werden. Auf diese Gesellschaft werden 75,1 Prozent der Anteile von Bertram Rickmers übergehen, die Unternehmensanleihe und ein Teil der Schulden bei der HSH Nordbank. Nur einen Käufer dafür gibt es bisher nicht.
Auch fraglich ist, ob das Sanierungskonzept kommt. Die HSH Nordbank muss bis Ende Februar 2018 von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein verkauft werden, arbeitet ihre ausfallgefährdeten Schiffskredite auf. Ob dafür die Garantie von 10 Milliarden Euro von Hamburg und Schleswig-Holstein reichen, ist noch nicht bekannt.

Wird es auch zu einem Schuldenerlass der HSH Nordbank, wie im letzten Jahr beim Reeder Bernd Kortüm, auch bei Bertram Rickmers kommen? „Die HSH Nordbank darf kein Selbstbedienungsladen für Reeder werden“ sagte Norbert Hackbusch im NDR-Fernsehen, haushaltspolitischer Sprecher der Linken in der Hamburger Bürgerschaft. Bei solchen Geschäften, so fordert Hackbusch weiter, sollten die Eigentümer der Bank – die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein – das letzte Wort haben. Hamburg muss jetzt retten, was noch zu retten ist.
khw

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Hannoverscher Bahnhof heute ohne Gleise


Bergstrasse 26 - Hinweis auf Karl Marx