01.04.2017
Hamburger Korrespondenz im April 2017


Die Hamburger Werft Blohm + Voss steht nach der Übernahme durch die Lürssen Werft 2016 vor einem tiefgreifenden Umbau, es werden Hunderte Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Bei Blohm + Voss werden 300 von insgesamt knapp 1000 Stellen abgebaut, das teilte die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat auf der Betriebsversammlung am 27. Februar mit. Die Begründung für den Verlust der Arbeitsplätze lieferte der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Borgschulte so: „Unsere Analyse zeigt, dass dringend erforderliche Investitionen in den letzten Jahren ausgeblieben sind, Konstruktions- und Fertigungsprozesse nicht ausreichend modernisiert und die Kostenstrukturen nicht den realen Bedingungen angepasst wurden“. Auch hat Blohm + Voss zu wenig Aufträge für Neubauten, die schwache Auftragslage im Reparaturgeschäft belastet somit das Unternehmen. Dabei hatte die Werftengruppe Lürssen mit ihrem Hauptsitz in Bremen die das Hamburger Traditionshaus im vergangenen Jahr übernommen und zunächst erwogen, an dem Standort wieder Luxusyachten zu bauen. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. Der Geschäftsführer Dieter Dehlke sagte zur Hamburger Werft: „Blohm + Voss befindet sich in einem kritischen Zustand“. Um die Auslastung der Werft zu erhöhen, soll Blohm + Voss stärker auf die Konstruktion und den Bau von Marineschiffen ausgerichtet werden. Das ist das Geschäftsfeld, auf dem Lürssen seit jeher stark vertreten ist. Die Investitionen bei Blohm + Voss sind geplant, um hier vermehrt Kriegsschiffe für die Bundeswehr und NATO-Mitglieder zu bauen.

Die HSH Nordbank ist ein anderes Problem. Bis Ende Februar mussten sich Interessenten für die HSH Nordbank bei den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein melden. Die Resonanz war offenbar größer als zuvor gedacht. Es fehle keiner, den man gerne dabeigehabt hätte, heißt es aus der HSH Nordbank. Zum Kreis der Interessierten zählt auch die Norddeutsche Landesbank in Hannover, dass obwohl die Nord LB auch stark unter der Schifffahrtskrise leidet, stets ein Kaufinteresse an der HSH Nordbank zurückwies. Die HSH Nordbank schreckt auch deshalb ab, weil sie 26 Milliarden Euro an Schiffskrediten in ihrer Bilanz hat.
Aber womöglich will man sich in der Sparkassenorganisation mit der Nord LB als Bieter eine weitere Option schaffen, um den Verkauf der HSH Nordbank zu forcieren. Mit einem Verkauf wäre ein Einspringen des Haftungsverbundes der Sparkassen-Finanzgruppe, auch sogar die drohende Abwicklung zunächst abgewendet. Am liebsten wäre es den Sparkassen aber, wenn nicht die Nord LB, sondern andere Bieter für die HSH Nordbank zum Zuge kämen. Es sollen Banken aus China sowie Finanzinvestoren aus diesem Land Interesse haben. Ob diese aber im April wie dann gefordert tatsächlich Kaufangebote abgeben, das steht in den Sternen.

In den roten Zahlen ist auch Hapag-Lloyd, an der die Hansestadt Hamburg eine Beteiligung hält. Insgesamt machte Deutschlands größte Reederei, so die eigenen Angaben, bei deutlich gesunkenen Umsätzen, einen Verlust von 93 Millionen Euro. Noch 2015 hatte der Schifffahrtskonzern einen Gewinn von 114 Millionen Euro eingefahren. Die gesamte Schifffahrtsbranche ist wegen hoher Überkapazitäten in der Krise. Die Hamburger Reederei hofft auf eine Erholung. Auch die Fusion mit dem arabischen Schifffahrtsunternehmen United Arab Shipping Company (UASC) ist wie man sagt, unter Dach und Fach. Auch nach dem Zusammenschluss bleibt Hamburg Hapag-Lloyd, Sitz des Schifffahrtskonzern und ist die Nummer fünf im Ranking.

„Elbtower“ heißt das neue Bauprojekt in der HafenCity. Nun soll nach der Elbphilharmonie im Westen die Hafencity im Osten ein weithin sichtbares 200 Meter hohes Hochhaus bekommen. Mit der Elbphilharmonie ist es nicht genug, so muss ein zweiter Prestigebau her. Verkündet haben die frohe Botschaft den Hamburgern gemeinsam im Rathaus am 8. März der Erste Bürgermeister Olaf Scholz, der Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter und der Vorsitzende der Geschäftsführung der HafenCity GmbH Prof. Jürgen Bruns-Berenteig. Das Hochhaus ist als kraftvoller Abschluss der HafenCity-Entwicklung im Osten, zugleich als ein Zeichen setzendes Hochhaus an den Elbbrücken vorgesehen. 200 Meter hoch darf der Bau werden. Genutzt werden soll es als Büro, Hotel, mit Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen. Auch als Wohnhaus kommt es in Betracht. Eine öffentliche Nutzung könnte das Haus auch zu einem Treffpunkt für HafenCity, Rothenburgsort, Veddel und für ganz Hamburg machen. Bereits jetzt werden die Weichen für Bauherrensuche und Realisierung gestellt. Ein privater Bauherr soll 2018 feststehen, dann entscheidet auch die Hamburgische Bürgerschaft. Baubeginn könnte im 2020/2021 erfolgen.
khw



Blohm&Voss Werft mit Elb-Philharmonie


Blohm&Voss Dock 16


Jetzt auch in Hamburg "Schlösser"